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Nachhaltig können Unternehmen und ihre Geschäfte nur sein, wenn sie in Krisen nicht gleich in die Knie gehen. Die richtige IT-Strategie trägt heutzutage maßgeblich dazu bei, das Business entsprechend widerstandsfähig zu machen. Auch deshalb ist vor allem Cloud Computing mehr denn je in aller Munde. Zurecht?
In Krisenzeiten wirken sich zurückliegende Versäumnisse oft besonders schmerzhaft aus. Ein gutes Beispiel ist die aktuelle Covid-19-Pandemie: Unternehmen, die beim Ausbruch der Krise bereits in moderne Arbeitsplatzlösungen, mobilen Zugriff auf die eigenen Netzwerke und leicht zugängliche Cloud-Software investiert hatten, verfügten plötzlich über deutliche Wettbewerbsvorteile. Sie konnten viele ihrer Mitarbeiter ohne großen Aufwand und ohne nennenswerten Produktivitätsverlust ins Homeoffice schicken. Firmen ohne Cloud-Technologie hingegen verzeichneten überdurchschnittlich lange und schwerwiegende Geschäftsausfälle. Und wenn sie versuchten, ihren E-Mail- und Netzwerkzugriff auf die Schnelle doch noch fürs Homeoffice fit zu bekommen, passierten in der Hektik viele Fehler – die zum Beispiel die IT-Sicherheit und den Datenschutz in Gefahr brachten.
Cloud boomt mehr denn je
Auch deshalb boomt Cloud Computing so wie selten zuvor. Der EMEA ISG Index misst vierteljährlich die Marktentwicklung von IT-Services in Europa und die Zahlen für das zweite Quartal sprechen eine deutliche Sprache: Während der IT-Services- Markt durch Covid-19 insgesamt unter Druck geraten und zum Teil deutlich geschrumpft ist, florierten Cloud-Dienstleistungen mehr denn je. So legte der Cloud-Services-Markt in Europa von April bis Juni 2020 im Vergleich zum zweiten Quartal 2019 um satte 13 Prozent zu. Ein weiteres Indiz: Die großen Internetkonzerne wie Amazon, Apple oder Google, die einen erheblichen Teil ihres Umsatzes mit Cloud-Services machen, meldeten im Juli 2020 alle deutlich positive Quartalsergebnisse. Und das, obwohl die gesamte US Wirtschaft im gleichen Zeitraum um rund zehn Prozent schrumpfte.
Reicht es also aus, möglichst viele der eigenen IT-Systeme in die Cloud umzuziehen – sozusagen als digitale Vitaminspritze, um das eigene Business gegen Krisen aller Art zu immunisieren und widerstandsfähig zu machen? So einfach ist es natürlich nicht. Dies fängt schon damit an, dass sich bestimmte Dienstleistungen nur persönlich erbringen lassen. Die Cloud schneidet keine Haare und repariert keine gebrochenen Wasserrohre. In solchen Branchen lässt sich vielleicht die Terminvereinbarung zwischen Kunde und Dienstleister digitalisieren, das Kerngeschäft jedoch nicht. Hinzu kommt: Kaum ein Unternehmen kommt ohne Geschäftspartner aus. In der Logistikbranche zum Beispiel ist die Verzahnung im Rahmen von Lieferketten besonders eng. Fällt dabei ein Glied in der Kette aus, gerät unter Umständen auch das eigene Geschäft deutlich ins Stocken.
Wie hoch ist das Risiko?
Doch egal ob Umzug in die Cloud oder beim nachhaltigen Stärken der Lieferketten – letztlich kommen Unternehmen nicht darum herum, die jeweiligen Chancen und Risiken für ihr Geschäft jeweils systematisch zu bewerten. Beispiel Geschäftspartner: Je mehr das eigene Kerngeschäft von einem Lieferanten oder Serviceanbieter abhängig ist, umso wichtiger sind zum Beispiel alternative Leistungserbringer, die sich im Fall der Fälle schnell aktivieren lassen. Oder man bringt sich erst gar nicht in die Abhängigkeit eines einzigen Anbieters.
Noch einmal verstärkt durch Covid-19 wenden sich Unternehmen deshalb verstärkt Dienstleistern zu, die mehr als andere zur Risikominderung des eigenen Geschäfts beitragen können. Dies kann zum Beispiel ein Anbieter sein, der seine Wertschöpfungsprozesse schon so weit digitalisiert und automatisiert hat, dass er vergleichsweise unabhängig von externen Krisen ist. Oder ein Zulieferer, der eine überdurchschnittliche Liquidität aufweist und so auch längere Durststrecken überbrücken kann.
Generell müssen sich die Verantwortlichen in einem ersten Schritt darüber klar werden, welche Lieferanten und Dienstleistungen die für sie geschäftskritischsten sind. Diese Bestandsaufnahme wird oft noch zusätzlich verkompliziert, weil die potenziellen Risiken nicht nur von den direkten Lieferanten ausgehen, sondern auch von deren Lieferanten und so weiter. Auch im Fall des Cloud-Umstiegs ist Umsicht gefragt: Wer einfach nur schnell Cloud-Services erhalten möchte und sich dafür vielleicht sogar an nur einen einzigen Anbieter bindet, besteht die Gefahr in eine Kostenfalle zu laufen.
Bestandsaufnahme machen
Das betont zum Beispiel IT Analyst Andreas Stiehler mit besonderem Blick auf mittelständische Unternehmen: „Wer die Cloud-Migration allzu sorglos, im naiven Glauben an die Wertversprechen der großen Provider vorantreibt, riskiert ein böses Erwachen: explodierende Lizenzkosten, eine Einengung des Aktionsradius oder frustrierte Anwender.“ Wichtig sei es deshalb, nicht alles über den gleichen Kamm zu scheren. Vielmehr gelte es, für jede einzelne Anwendung zu entscheiden, welches (Cloud-)Betriebsmodell passend für sie ist sowie auf welchem Weg sie wann migriert werden kann.
Deshalb haben praktisch alle Cloud-Dienstleister sogenannte „Cloud Readiness Assessments“ im Programm. Sie dienen letztlich der anfänglichen Bestandsaufnahme, damit ein Unternehmen seine Cloud Strategie gezielt an den eigenen Bedürfnissen ausrichten kann. Es beantwortet Fragen wie: Welche Abteilungen nutzen bereits Cloud- Services und welche sollen hinzukommen? Welche Art von Rechenzentrum hat das Unternehmen bisher genutzt? Müssen besondere regulatorische Anforderungen erfüllt sein – etwa mit Blick auf den Datenschutz?
Wer sich die Mühe macht, solche Fragen systematisch zu beantworten, kann seine Entscheidungen und Maßnahmen konsequent an solchen Risikoeinschätzungen ausrichten. Und wer dann zusätzlich noch darauf achtet, sich nicht von einzelnen Partnern oder Anbietern abhängig zu machen, sondern immer eine Hintertür offen zu haben, macht sein Geschäft auch auf Dauer widerstandsfähiger.
Wir beraten Sie gern:
Herr Tobias Müller
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